Gesundes Wohnen

Gesundes Wohnen ist für mich nur dann möglich, wenn bauseitig die komplexen Faktoren und Zusammenhänge von Baubiologie und ökologischem Bauen Beachtung finden. Dabei verstehe ich Baubiologie als den Bereich, der sich mit Temperatur, Luft, Feuchtigkeit, Gerüchen und anderen Emissionen, mit Strahlungsbelastungen, Formen, Farben, Strukturen und mit allen anderen gesundheitsrelevanten Faktoren beschäftigt.
Ökologisches Bauen bezieht sich dagegen auf den Teilbereich, der sich auf die jeweils umweltverträglichste Realisierung bezieht. D. h. auf Fragen des Energieverbrauchs – auch bei Herstellung und Lieferung der Baustoffe – , auf Nutzung alternativer Energiequellen und auf die Berücksichtigung aller daraus entstehenden Wechselwirkungen. Und das im Rahmen eines ökologisch fundierten Wertesystems.
Kurzum: Baubiologie berücksichtigt eher den Menschen und dessen Gesundheit, während sich ökologisches Bauen mehr auf den möglichst umweltverträglichen Umgang mit Ressourcen bezieht. Beide Ansätze sind in meiner Arbeit untrennbar miteinander verknüpft. Dabei bin ich allerdings kein fundamentalistischer Purist, sondern ein Architekt mit hohem ästhetischen Anspruch.
Denn: „Auch das Design bestimmt das Sein.“
Der Mensch im Mittelpunkt
Das Haus als die dritte Haut des Menschen spielt eine wichtige Rolle für das Wohlbefinden der Bewohner. Verschiedenen Faktoren, wie eine mittlere Luftfeuchtigkeit und Oberflächentemperatur, eine zugfreie natürliche Belüftung, die Farbgebung mit warmen Farbtönen, natürliches Tageslicht und harmonische Maßverhältnisse, fördern Behaglichkeit und Wohlfühlen.
In der Vergangenheit haben wirtschaftliche Interessen den Menschen und seine Wohn – und Lebensraumbedürfnisse mehr und mehr aus dem Mittelpunkt der Bauüberlegungen verdrängt. Ziel der Baubiologie ist es deshalb, das Bauen und Wohnen wieder in einen ganzheitlichen Zusammenhang mit Lebensqualität und Gesundheit zu setzen. Sie sieht in jeder Baumaßnahme auch eine soziale Aufgabe. Baukonstruktion und Baustoffe werden durch individuelle Planung und unter Einbeziehung der Standortbedingungen so gewählt, daß Mensch und Umwelt durch die Herstellung, Verarbeitung, Wohnnutzung und Entsorgung keinen Schaden nehmen.
Berücksichtigung der Infrastruktur
Die Infrastruktur und wichtige tägliche Anfahrtswege sind bedeutende Kriterien bei der Wahl des Wohnortes. Weite Wege zur Arbeit, zum Kindergarten, zur Schule oder zum Einkaufen gehen auf Kosten der Freizeit und belasten die Umwelt. Kurze Entfernungen hingegen kosten weniger Zeit und können mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Auch auf die Nähe von öffentlichen Verkehrsmitteln sollte geachtet werden. Bei einer guten Anbindung wird kein teurer Zweitwagen erforderlich sein oder es kann ganz auf das Auto verzichtet werden.
Reduzierung von Landschaftsverbrauch und Flächenversiegelung
Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche des früheren Bundesgebietes ist von 7,0% im Jahr 1950 auf 12,7% im Jahr 1993 angestiegen. Der Landschaftsverbrauch in Deutschland beträgt täglich knapp 70 ha. Jeder Bürger beansprucht heute durchschnittlich 35,6 m² Wohnfläche, während er 1950 in den alten Bundesländern nur 14,3 m² Wohnfläche zur Verfügung hatte. Bis zum Jahr 2010 wird ein Bruttowohnbaulandbedarf von über 37.000 ha für Deutschland prognostiziert.
Angesichts dieser Entwicklung hat freie Landschaft insbesondere in den Ballungszentren hohen Stellenwert für Mensch, Umwelt und Erholung. Bei dem Bau eines Hauses ist darum grundsätzlich ein sparsamer Umgang mit der Fläche geboten. Dies wird durch eine Bauform mit erhöhter Nutzungsdichte wie z.B. bei Reihen- und Doppelhäusern oder Keifen- und Gartenhofhäusern erreicht. Durch zentrale Parkflächen reduziert sich der Platzbedarf für Zufahrtswege. Auch wenn der Wunsch nach einem eigenen Garten verständlich erscheint, sind größere gemeinschaftlich genutzte Grünflächen die bessere Alternative.